Ringvorlesung Sommersemester 2023
“Humboldtⁿ fokussiert: Energiewende in der Industrie in NRW”
Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 stellt die Industrie vor eine gewaltige Transformationsherausforderung. Insbesondere für die in NRW stark vertretene energieintensive Grundstoffindustrie erfordert klimaneutrale Produktion teils völlig neuartige Prozesse und Technologien, die Verfügbarkeit alternativer Energiequellen und -träger sowie der zugehörigen Infrastruktur, und vor allem auch politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, um Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten zu ermöglichen. Diese Herausforderungen erfordern neue, inter- und transdisziplinäre inhaltliche und methodische Ansätze, die in der Ringvorlesung im Blended Learning Format vor der Frage „Wie können Klimaschutz und Standortsicherung der Industrie in NRW verbunden werden?“ aufgegriffen und diskutiert werden. Mögliche Lösungen für diesen Zielkonflikt werden als Teil der Lehrveranstaltung in interdisziplinären Gruppen erarbeitet und in einem Poster vorgestellt.
In Kooperation mit der FernUniversität in Hagen bietet Humboldtⁿ den Master-Studierenden aus NRW eine breites Verständnis der transformativen Forschung sowie ausgewählter Methoden aus diesem Bereich. Wissenschaftliche Vorträge aus Universitäten sowie dem Wuppertal Institut werden neben Praxisbeispielen anhand der Energiewende erarbeitet.
Reisekosten können nicht erstattet werden. 3 ECTS werden Ihnen nach dem bestandenen Multiple-Choice Test sowie der Erstellung des Posters durch die Arbeitsstelle Humboldtⁿ bescheinigt. Über die Anerkennung im Rahmen Ihres Studiengangs entscheidet die an Ihrer Universität zuständige Stelle für die Anerkennung von Leistungen. Sollten Sie die Anerkennung im Rahmen Ihres Studiums anstreben, wird empfohlen, sich im Vorfeld mit der zuständigen Stelle an Ihrer Universität in Verbindung zu setzen.
Die Anmeldefrist ist abgelaufen. Sollten Sie Interesse an der Veranstaltungsreihe habe, melden Sie sich gerne bei der Arbeitsstelle.
Programm
Datum | Ort | |
17.04.2023 | Frank Wistuba, FernUniversität in Hagen Dr. Klaus Krumme, Universität Duisburg-Essen | online |
24.04.2023 | Dr. Anna Leipprand, Zukünftige Energie- und Industriesysteme, Wuppertal Institut Dr.-Ing. Stefan Herrig, NRW.Energy4Climate Dr.-Ing. Jean-Frédéric Castagnet, Georgsmarienhütte Holding GmbH | Wuppertal Institut |
22.05.2023 | Jun.-Prof. Dr. Philipp Trotter, Sustainability Management, Bergische Universität Wuppertal | online |
20.06.2023 | Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer, International Energy Transitions, Wuppertal Institut | online |
06.07.2023 mit Posterwalk im Anschluss | Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller, Politikfeldanalyse & Umweltpolitik, FernUniversität in Hagen Dr. Helge Wendt, Historisches Seminar, Universität Münster | Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, Düsseldorf |
Eindrücke aus der Ringvorlesung
Humboldtⁿ-Ringvorlesung inspiriert erste Change Agents im Bereich Transformation in der Industrie in NRW
Die erste Ringvorlesung der Nachhaltigkeitsinitiative der Universitäten in NRW für Master-Studierende begann am 24. April 2023 im Wuppertal Institut und ging mit einer Posterausstellung in der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf am 6. Juli zu Ende.
Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 stellt die Industrie vor eine gewaltige Transformationsherausforderung. Die in NRW stark vertretene energieintensive Grundstoffindustrie benötigt in der Produktion teils völlig neuartige Prozesse und Technologien, um klimaneutral werden zu können. Dafür muss nicht nur die Verfügbarkeit alternativer Energiequellen und -träger sowie die dazugehörige Infrastruktur sichergestellt werden: um auf internationalen Märkten Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen, müssen vielmehr auch entsprechende politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Den daraus resultierenden Problemstellungen gingen im Sommersemester 2023 insgesamt 38 Studierende aus ganz Nordrhein-Westfalen in fünf hyrid-Veranstaltungen nach. Gleichzeitig erstellten sie in einem Selbststudium wissenschaftliche Poster unter der übergeordneten Leitfrage "Wie können Klimaschutz und Standortsicherung der Industrie in NRW verbunden werden?".
Dank der engen Kooperation von Humboldtⁿ mit dem Wuppertal Institut und NRW.Energy4Climate konnten zwei Expert*innen dieser Institutionen für den fachlichen Auftakt in Wuppertal gewonnen werden: Dr. Anna Leipprand (Wuppertal Institut) und Dr. Stefan Herrig (NRW.Energy4Climate) erläuterten, welche Rolle Szenarien für die Entwicklung von Transformationspfaden spielen können und welche zentralen politischen Instrumente die Industrietransformation unterstützen könnten. Die theoretischen Modelle wurden dank eines Praxisbeispiels aus der Industrie veranschaulicht: Dr. Jean-Frédéric Castagnet, Director Technology & Innovation der Georgsmarienhütte Holding GmbH, erläuterte verschiedene Transformationsprozesse aus der Stahlindustrie aus der Perspektive seines Unternehmens.
In der zweiten Vorlesung wurden darauf aufbauend theoretische Handwerkszeuge von Jun.-Prof. Dr. Philipp Trotter (Bergische Universität Wuppertal) ergänzt. Er präsentierte in seinem Vortrag "Planning sustainability transitions: Concepts, methods and applications" Systemtheorien zum Klimawandel und gesellschaftlichem Wandel und gab den Studierenden neue Einblicke in die Transformationsforschung. Als einen potenziell erfolgreichen alternativen Energieträger für die Transformation in der Industrie stellte Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer (Wuppertal Institut, Universität Kassel), im Rahmen der 2. HumboldtN-School an der RWTH Aachen, Wasserstoff vor: "Transition of the energy and emission intensive industries to climate neutrality - The roles of electricity, hydrogen and circularity". Aktuell sei Wasserstoff in der Politik eine erfolgversprechende Alternative zu Gas und Kohle, aber es sei gleichzeitig mit hohen Kosten für die Gesellschaft, Industrie und Infrastruktur verbunden. Herausforderungen wurden sowohl auf der Humboldtⁿ-School unter den Post-Doktoranden als auch unter den Master-Studierenden der Ringvorlesung diskutiert.
Der intensive Austausch unter den Teilnehmenden wurde während der Vorlesungsreihe durch die Erstellung von wissenschaftlichen Postern in Kleingruppen gefordert und von den Referent*innen begleitet. Die Poster fassten Herausforderungen, Technologien und Strategien für die Industrietransformation zusammen und wurden bei der Abschlussveranstaltung präsentiert und diskutiert. An dieser letzten Vorlesung in den Räumen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste nahmen neben den Studierenden auch Interessent*innen aus der NRW-Nachhaltigkeitslandschaft teil. Die wissenschaftlichen Perspektiven zu einer Industrietransformation komplettierten an diesem Tag Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller (FernUniversität in Hagen) und Dr. Helge Wendt (Universität Münster). Mit der Frage "Gefährdet das Verbandsklagerecht die Energiewende?" traf die Politikwissenschaftlerin den Nerv der Zeit und stellte Einblicke in ihre Forschung zur "Logik und Auswirkung der Klagen von Umwelt- und Naturschutzverbänden gegen die Genehmigung von Windenergieanlagen" vor. Der historische Blickpunkt zu Transformationsprozessen durch Herrn Wendt zeigte Beispiele aus der Geschichte auf, die die Menschheit bis dato erlebt hatte: "Historische Abhängigkeiten, Zeitlichkeiten und langzeitige Verflechtungen im fossilen Phase-In". Musikalisch gerahmt wurde die Veranstaltung, durch die der Wissenschaftsjournalist Armin Himmelrath führte, von zwei besonderen Videos der FernUniversität in Hagen und dem Sänger Prof. Dr. Endres.
Sowohl in den Feedbackrunden als auch auf den Postern wurde deutlich, dass dank der vielseitigen Einblicke in Methoden, Herausforderungen und Lösungsansätzen hinsichtlich der Energiewende und Industrietransformation, die Studierenden Inspiration für ihre eigenen Studien erhielten. Dazu trug auch die fachlich heterogene Gruppe aus allen NRW-Universitäten bei.
An den erfolgreichen Verlauf dieser Ringvorlesung wird Humboldtⁿ im Wintersemester 2023/24 anknüpfen und erneut eine Ringvorlesung für Master-Studierenden zu diesem Thema anbieten: in Kooperation mit SCI4climate.NRW, einem vom Wuppertal Institut koordinierten Projekt zur wissenschaftlichen Begleitung der Industrietransformation in NRW, wird in acht Vorlesungen aus Wissenschaft und Praxis die Transformation beleuchtet. Ein detailliertes Programm wird in Kürze veröffentlicht.
In der Fotodokumentation finden Sie Eindrücke aus den Präsenzveranstaltungen in Wuppertal und Düsseldorf sowie die Poster der Studierenden. Die musikalische Rahmung beider Veranstaltungen haben wir Ihnen in der rechten Spalte zum Nachhören zusammengestellt.